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Julia Mutzbauer
Editorial Manager at CSO

Webex-Schwachstelle?: Spekulationen über Abhörskandal bei Bundeswehr

News
04 März 20242 Minuten

Eine geheime Konferenz der Bundeswehr wurde abgehört. Ursache könnte eine Sicherheitslücke in Webex sein.

Die von Russland geleakte Bundeswehrkonferenz über die mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern könnte auf eine Sicherheitslücke in Webex zurückgehen.

Die von Russland geleakte Bundeswehrkonferenz über die mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern könnte auf eine Sicherheitslücke in Webex zurückgehen.

Foto: Bundeswehr

Der russischen Propagandakanal RT veröffentlichte am Freitag einen Audio-Mittschnitt, in dem vier deutsche Offiziere über die Möglichkeiten einer Belieferung der Ukraine mit dem Marschflugkörper Taurus gesprochen haben. Seit der Veröffentlichung wird heiß diskutiert, wie das passieren konnte. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur dpa haben die Offiziere die Videokonferenzlösung Webex verwendet.

Mögliche Schwachstelle

Das Bundesverteidigungsministerium hat den Abhörfall bestätigt. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der dpa: “Es gibt Anhaltspunkte, dass mit Blick auf die offensichtlich besprochenen Inhalte ein nicht ausreichend sicheres Kommunikationsmittel verwendet wurde. Dies ist unter anderem Gegenstand der weiteren Untersuchungen.”

Auch CDU-Politiker Roderich Kiesewetter, der Mitglied im parlamentarischen Kontrollgremium zur Aufsicht über die deutschen Nachrichtendienste und Oberst a.D. der Bundeswehr ist, äußerte sich in einer ARD-Sendung zu dem Vorfall: “Es verdichten sich leider Hinweise, dass offensichtlich ein russischer Teilnehmer sich in die Webex eingewählt hat und das offensichtlich nicht auffiel, dass dort eine weitere Zuwahlnummer war.”

Webex ist vom BSI für die niedrigste Geheimhaltungsstufe VS-NfD (Verschlusssachen – nur für den Dienstgebrauch) zertifiziert. Neben dem Bund wird die Software auch von zahlreichen Bundesländern und Behörden genutzt. Allerdings hat die Bundeswehr noch mit Webex BWI eine weitere Variante im Einsatz. Bisher ist unklar, welche Webex-Versionen bei dem abgehörten Gespräch verwendet wurde. Es ist jedoch bekannt, dass das System von Webex zumindest bei der Einwahl per Telefon keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet.

In einem Interview mit der “Welt” kritisierte Kiesewetter den Umgang mit Konferenzsystemen in der Bundeswehr. Zwar sei die Truppe “Opfer, nicht Täter”, so Kiesewetter, dennoch müsse die hohe Generalität begreifen, dass solche Kommunikation nicht über Webex, Zoom, oder andere offene Kanäle laufen könne. “Dazu gibt es gehärtete Verfahren. Warum das nicht eingesetzt wurde, muss geklärt werden.”

Kiesewetter sieht hinsichtlich der Kommunikationsmittel der Bundeswehr auch das BSI in der Pflicht. Die Behörde müsse sich “Gedanken machen, wie man niedrigschwellig generell geschützte Kommunikation ermöglicht”. Solche Systeme gebe es zwar, aber “die Schwelle, sicherheitsbedeutsame Videokonferenzanlagen zu nutzen, sei “relativ hoch.”

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