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Editor in Chief B2B COMPUTERWOCHE, CIO, CSO in Germany

Gefahr aus Russland?: Banken bereiten sich auf Cyberwar vor

Analyse
10 Februar 20223 Minuten

Angesichts der Eskalation im Ukraine-Konflikt warnen Behörden davor, russische Geheimdienste könnten Hacker auf westliche Banken loslassen.

Cyberangriffe von staatlich gesteuerten Hackertruppen könnten künftig eine entscheidende Rolle in der Kriegsplanung und -führung spielen.

Cyberangriffe von staatlich gesteuerten Hackertruppen könnten künftig eine entscheidende Rolle in der Kriegsplanung und -führung spielen.

Foto: BeeBright – shutterstock.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Geldinstitute in Westeuropa vor von Russland gesteuerten Cyber-Attacken gewarnt. Das berichtete die Nachrichtenagentur “Reuters” unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen bei der EZB.

Die aktuellen Spannungen in Europa und das Risiko eines russischen Angriffs auf die Ukraine haben die Aufmerksamkeit der EZB auf mögliche Cyberattacken gelenkt. Laut Reuters hat die Europäische Zentralbank die Finanzhäuser aufgefordert, in der Cyberabwehr besonders wachsam und gut aufgestellt zu sein. Die Banken spielen demnach derzeit Angriffsszenarien durch, um ihre Fähigkeit zu testen, Hacker-Attacken abzuwehren.

Auch in den USA wächst die Sorge vor einem konzertierten Cyberangriff auf kritische Infrastrukturen. New Yorker Finanzbehörden haben Ende Januar die Finanzinstitute der Stadt vor Vergeltungs-Cyberangriffen gewarnt, sollten die USA als Antwort auf einen eventuellen russischen Einmarsch in die Ukraine Sanktionen beschließen, meldete Thomson Reuters Regulatory Intelligence.

“Habt Angst”

Anfang des Jahres hatte es bereits einen breit angelegten Angriff auf Webseiten der ukrainischen Regierung gegeben. Beispielsweise wurde der Online-Auftritt des Außenministeriums in Kiew lahmgelegt und manipuliert. Auch die Seiten des Katastrophenschutzministeriums, des Forschungsministeriums und des Kabinetts konnten nicht mehr aufgerufen werden. Auf der Website des Außenministeriums war in russischer, polnischer und ukrainischer Sprache zu lesen: “Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten”.

Der ukrainische Staatssicherheitsdienst SBU erklärte, es gebe Anzeichen dafür, dass der Angriff mit Hackergruppen in Verbindung stehe, die mit russischen Geheimdiensten gemeinsame Sache machten. Russland wies die Vorwürfe prompt zurück und warf dem Westen vor, eine regelrechte Hetzjagd gegen das eigene Land zu veranstalten und eine Russland-Phobie zu schüren. Der Kreml bestritt, dass der russische Staat irgendetwas mit Hackerangriffen zu tun habe.

Jeder schiebt dem anderen den Schwarzen Peter zu

International wird der Ton zunehmend schärfer. Mitte vergangenen Jahres warf US-Präsident Joe Biden Russland vor, sich schon jetzt in die Kongresswahlen 2022 einzumischen. Das Weiße Haus hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin wiederholt aufgefordert, Maßnahmen gegen Cyberattacken russischer Hacker zu ergreifen. Auch der chinesischen Regierung warf die US-Administration vor, Auftragshacker einzusetzen, die für Millionenschäden in den Vereinigten Staaten verantwortlich seien.

US-Präsident Joe Biden warnt davor, ein Cyberangriff könnte einen echten Krieg auslösen.

US-Präsident Joe Biden warnt davor, ein Cyberangriff könnte einen echten Krieg auslösen.

Foto: Ron Adar – shutterstock.com

Das chinesische Außenministerium wies die Vorwürfe scharf zurück. Man dulde und unterstütze keine Cyberangriffe, sagte ein Sprecher und beschuldigte im Gegenzug die USA, selbst weltweit Cyberattacken in großem Stil zu initiieren. Sollte dieser Streit weiter eskalieren, könnte das angesichts der militärischen Aufrüstung auf allen Seiten gravierende Folgen haben. Der US-Präsident selbst hatte 2021 vor der wachsenden Bedrohung eines echten Krieges gewarnt. Das werde vermutlich die Folge eines Cyberangriffs von großer Tragweite sein, so Biden. “Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt exponenziell zu.”